Eine Wirklichkeit schaffen, wenn auch nur für einen Moment.
Es ist leicht zu zeigen, aber schwierig zu erklären, was an unserem Theateransatz innovativ ist: Wir sind nicht plakativ, laut, schräg, wir entwerfen keine crossmedialen Performance-Installationen.
Stattdessen erarbeiten wir das Aktuelle und Überzeitliche in bestehenden Vorlagen: Demografiewandel und Demenz in Die Verwandlung, Identitätskrise und Abstiegsangst in helden:tot, Humanität in Anbetracht rasanter technischer Entwicklungen in Ex Machina und und und… Unsere Arbeit passiert in kleinen, leisen Details. Wir inszenieren bewusst in unseren kleinen Räumlichkeiten, weil wir damit einen anderen Effekt auf das Publikum haben. Wir nehmen uns die Freiheit, explizit für unser Haus zu produzieren. Es muss bei uns funktionieren, in einem kleinen Theaterraum im Keller mit höchstens 50 Zuschauern – nicht vor 400 Zuschauern in einem großen Saal. Dadurch erreichen wir eine viel größere emotionale Nähe zum Publikum. Der Zuschauer kann sich dem Stück nicht entziehen, es packt ihn mehr, es tut mehr weh als es im Staatsschauspiel könnte.
Das liegt nicht nur an den Räumen, sondern auch an unseren konzentrierten Inszenierungen und reduziertem Spiel. Unser Hauptaugenmerk liegt auf Körper und Stimme, auf dem genauen und nahen Spiel mit kleinem Ensemble. Bei uns treffen sich die sehr direkten Spielstile des Physical Theatre und des Method Acting: Zur Physical Method. Jede Geste, jede Miene, jedes Wort hat Bedeutung – bei uns ist kein Platz für „over the top“ und Kostümschlachten: Zum einen, um dem Publikum eine intensive Vorstellung mit glaubhaften und nahbaren Figuren zu bieten, zum anderen, um die Schauspieler*innen unseres Ensembles mit jeder Produktion vor Herausforderungen zu stellen, an denen sie spielerisch wachsen und ihre Facetten und Talente ausbilden und erweitern können.
Wir arbeiten langfristig mit unserem Ensemble zusammen. Über die Jahre sind zudem immer wieder Schauspieler*innen zu uns gestoßen, die wir zunächst für einzelne Rollen in bestimmten Projekten angesprochen haben und mit denen wir so gut zusammenarbeiten konnten, dass sie zu festen Bestandteilen unseres Ensembles geworden sind. Für andere langjährige Ensemblemitglieder war unser Theater das Sprungbrett an staatliche Schauspielschulen wie die Ernst Busch und die Universität der Künste in Berlin. Für Schauspieler*innen – auch und gerade unerfahrene, nicht ausgebildete Schauspieler -, ist unser Ensemble eine hervorragende Möglichkeit, auf einer kleinen Bühne, aber mit großer Aufmerksamkeit und Unterstützung in ihrem Spiel zu wachsen. Sie werden bei uns ab dem ersten Moment auf einem hohen Niveau gefordert, auch über die jeweilige Premiere hinaus. Dabei können sie an ihren Stärken und Schwächen arbeiten und in weiteren Produktionen größere Verantwortung übernehmen, wie viele Beispiele zeigen.
In unserer Bühnenarbeit setzen wir zwei inhaltliche Schwerpunkte: Zum einen die Inszenierung klassischer Dramen oder Novellen, meist als puristische Kammerspiele für 2-3 Personen (Faust, Woyzeck, Die Verwandlung, Der Prozess, Die Marquise von O….). Zum anderen setzen wir moderne Stoffe um, die sich an eine jüngere Zielgruppe richten (Reservoir Dogs, Pulp Fiction, Ex Machina).
Diese Stücke ziehen zudem oft ein Publikum an, das sehr selten ins Theater geht. Bei einigen dieser Zuschauer konnten wir schon echtes „Theaterfieber“ wecken und sie in mehreren anderen Aufführungen begrüßen. Einen ähnlichen Trend können wir bei den Bewohnern unserer unmittelbaren Nachbarschaft beobachten. Seit 2019 unterhalten wir einen eigenen Kellertheaterraum in Essen-Borbeck, einem eher strukturschwachen Gebiet der Stadt. In der kulturellen Landschaft Borbecks halten wir die Fahne des Theaters hoch.